Die Sache mit dem Müssen …

Ich höre super oft Sätze die mit “Ich muss ja …“ anfangen. Oder aber grundsätzlich diese merkwürdige Antwort “muss ja“. Ganz ehrlich: da kriege ich schon beim Zuhören einen halben Brechreiz (ich weiß: kann man den auch nur so halb bekommen?! ;-)). Im beruflichen Bereich muss ich mich bei den “very busy Menschen” ja meistens zusammen nehmen und kann nicht so agieren, wie in meinem Privatleben. Gedanklich schüttle ich aber auch all diese Menschen, die denken, sie sind ja ach so wichtig im Leben und es geht nichts ohne sie und deswegen MÜSSEN sie ja den ganzen Tag in irgendwelchen Terminen hängen, immer präsent sein, dürfen nie ausfallen und überhaupt: denn sie müssen ja. In meinem privaten Umfeld sieht die Welt da schon ganz anders aus, denn da bin ich sehr direkt.

Mal ganz im Ernst: wir sind doch nicht nur auf diese Welt gekommen, um irgendwas zu müssen. Klar gibt es ein paar Themen um die wir alle nicht Drumherum kommen. Die Moneten für die monatliche Miete müssen irgendwie reinkommen – in dem Fall tatsächlich müssen. Ein paar Lebensmittel wollen wir auch noch bezahlen, vielleicht noch den Strom und natürlich unbedingt unseren Provider fürs Smartphone und das W-Lan. Ohne die geht nämlich nix 😉

Viele Menschen in meinem Umfeld sind abgehetzt, genervt, oftmals auch total ruhelos.

Aber dann … hört es doch schon fast auf mit dem MÜSSEN. Und wenn wir es ganz genau nehmen, müssen wir auch das alles nicht. Wir machen es aber (die meisten von uns zumindest), um ein Leben zu führen, dass doch irgendwie unserem Geschmack entspricht. Zumindest der Wohngegend, in der wir uns wohl fühlen, mit den Lebensmitteln, die uns schmecken etc. Die Alternative wäre, von Sozialleistungen zu leben – was allerdings nicht sonderlich erstrebenswert ist und auch definitiv nur im äußersten Notfall passieren sollte. Denn nur dafür sind diese Systeme geschaffen. Und nicht für Schmarotzer … auch wenn es diese natürlich gibt. Jedes Sozialsystem zieht diese wohl (leider) auch mit an.

Das ist aber immer noch nicht das Thema. Das Thema ist, was jeder Einzelne von uns dann daraus macht. Viele Menschen in meinem Umfeld sind abgehetzt, genervt, oftmals auch total ruhelos. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich jeden Tag die absolute Ruhe in Person bin. Gedanklich stampfe ich öfter mal wie Rumpelstilzchen mit den Füßen und natürlich gibt es auch Tage, an denen ich mich aufrege und auch live wie ein Rumpelstilzchen unterwegs bin. Über Kleinigkeiten oder natürlich auch größere Themen. Jetzt kommt das ABER: an vielen Tagen kann ich mich zum Glück selbstreflektieren und inzwischen weiß ich, was mir gut tut – und natürlich auch, was mir nicht gut tut.

Wem müssen wir es recht machen?

Nicht gut tut mir zu viel Stress, nervige Menschen in meinem Leben, abgehetzte Gesichter und Menschen, die denken, sie müssen es allen Recht machen. Wisst ihr, wem wir es Recht machen müssen? In erster Linie uns selbst. Ist doch ganz klar: bin ich nicht glücklich und zufrieden strahle ich das doch auch aus. Gehe mit einem schlecht gelaunten Gesicht durch’s Leben,  meine Laune schreit meinen Mitmenschen schon von weitem entgegen “guck mich nicht an, sprich mich nicht an … lass mich einfach in Ruhe“. Meine Ausstrahlung ist fade, unglücklich, unzufrieden … Ich selbst bin unzufrieden.

Schon vor vielen Jahren habe ich für mich beschlossen, dass ich es einfach nicht allen Menschen recht machen kann und auch gar nicht will. Denn dann bleibe ich auf der Strecke. Und hey, ich will dieses Leben genießen. Mir möchte ich es recht machen – und dann kommt der Rest. Und nicht andersherum! Und dann heißt es auch nicht “na muss ja“ – nix da!

Ihr könnt es nicht allen recht machen!

Dazu gehört auch nein zu sagen. Und seine eigene Meinung zu vertreten … und das ist verdammt hart und schwierig. Diesen Weg zu gehen ist nicht immer mit eitel Sonnenschein verbunden. Und ich merke jeden Tag auf’s Neue, dass viele Menschen das gar nicht können. Es nie gelernt haben … sich nicht trauen. Viele Menschen haben auch Angst davor nein zu sagen.

Ist ein nein automatisch damit verbunden, dass wir nicht mehr gemocht werden? Das ist bei vielen eine weit verbreitete Annahme. Puh … wie geht es mir denn damit, wenn ich immer ja sage, alles mache und immer alles für alle selbstverständlich ist? Ich kann diese Frage ganz klar beantworten: mir persönlich geht es nicht gut damit.

Wie ich gelernt habe “nein” zu sagen …

Ein Beispiel aus meinem Leben: vor vielen Jahren habe ich auch selten nein sagen können. Alles was auf meinem Schreibtisch landete, habe ich erledigt. Ich arbeite gerne und habe gerne mit Menschen zu tun. Dazu gehört natürlich auch der Austausch mit meinen Kollegen. In einem vorherigen Job habe ich als Assistentin gearbeitet. Zu dieser Zeit in dem ich das mit dem “nein-sagen“ auch nicht so gut konnte noch als Teamassistentin. Ursprünglich war ich für 4 Abteilungsleiter eingestellt – sprich ich unterstützte sie in ihrem Tagesgeschäft. Diese hatten natürlich auch alle ihre Teams. Und ich möchte diesen kleinen chaotischen Haufen total gerne – die meisten davon kenne ich heute immer noch und mag sie nach wie vor 😉

Aber: es landete wirklich alles auf meinem Schreibtisch. In der Probezeit ist das ja sowieso schwierig mit dem nein-sagen … also erledigte ich alles wie ein fleißiges Bienchen. Meistens war ich die Letzte im Büro – alle gut bezahlten Vertriebskollegen waren schon zu Hause – Katrin kümmert sich ja drum. Ich habe gut verdient in diesem Job – das war nicht das Thema. Es ging mir um die Art und Weise und natürlich darum, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme. Als erstes habe ich mir mal meine Stellenbeschreibung geschnappt und geguckt, was da alles drin steht und was ich tatsächlich mache. Dann habe ich mir eine Übersicht gemacht, was alles zusätzlich zur Stellenbeschreibung dazu gekommen ist und habe um eine Gehaltserhöhung gebeten – andernfalls würde ich tatsächlich nur das  machen, was in meiner Stellenbeschreibung steht. Nachdem die durch war, habe ich meine Kollegen informiert, wofür ich tatsächlich eingestellt wurde – und zwar nicht für alle und jeden.

Und nachdem wir das durchgesprochen hatten, habe ich mit kleinen Schritten angefangen nein zu sagen. Auch einfach mal nein zu sagen, weil ich auch mal vor 19:00 Uhr aus dem Büro raus wollte. Und vor allem am Freitag auch nicht immer die Letzte bei mir auf der Etage sein wollte … das war harte Arbeit, denn natürlich war ich zunächst mal zickig … mir plötzlich zu fein dazu … ach, es kamen tolle Sprüche. Da müsst ihr leider erst einmal durch und im Notfall auch auf Durchzug stellen.

Am besten funktioniert so etwas, indem ihr euren Kollegen anbietet das Thema xy zu übernehmen – allerdings erst morgen oder übermorgen, da ihr den Schreibtisch voll habt und vorher nicht dazu kommt. Und ihr werdet sehen: die Kollegen können das plötzlich auch alleine erledigen oder oftmals ist es auch einfach nicht mehr so wichtig. 🙂

… es kommt immer auf das Wie drauf an …

Wichtig ist im Arbeitsalltag (wie auch im Privatleben) zu priorisieren. Ihr bekommt immer mehr Themen auf den Tisch? Fragt euren Vorgesetzten was davon am wichtigsten ist und gebt Bescheid, was ihr in eurer regulären Arbeitszeit nicht schafft. Das hin und wieder mal etwas mehr an Arbeitszeit anfallen kann, ist für die meisten von uns normal – solange es sich die Waage hält und wieder ausgleicht. Macht euch aber bewusst, dass ihr für die Wochenstunden x, die in eurem Vertrag stehen, bezahlt werdet – nicht für mehr (natürlich aber auch nicht für weniger).

Auch hier gilt kein “muss ja“ … klar, die Themen müssen irgendwie und irgendwann erledigt werden. Aber muss das von euch sein? Nein-Sagen ist absolut legitim … und wichtig für jeden von uns. Es kommt immer auf das Wie darauf an … und ein nettes freundliches “Nein“ ist überhaupt nicht schlimm. Es kostet zunächst ganz viel Überwindung und auch Kraft … Kraft für die Durchsetzung. Denn: “das hast du doch sonst auch immer gemacht“ wird sicherlich als Argument kommen.

Probiert es aus …
in kleinen Schritten … es lohnt sich

Was ich euch versprechen kann: es lohnt sich. Probiert es aus, in ganz kleinen Schritten … setzt es um. Es wird euch besser gehen.

Ich bin dankbar für ziemlich viel … und ihr?

Und wenn ihr zu den täglichen “muss-ja-Sagern” gehört: auch das lässt sich ändern 😉 Wofür seid ihr dankbar in eurem Leben? Habt ihr das schon mal hinterfragt?

Ich bin dankbar für ganz ganz viele Sachen/Themen in meinem Leben … wie zum Beispiel

  • meine tolle Familie
  • meine wunderbaren Freunde
  • dass ich ein Dach über dem Kopf habe, es im Winter sogar noch warm darin ist, sie eine Badewanne hat, in der ich regelmäßig abtauche und sich diese Wohnung in einer total schönen Gegend befindet (warum ich schon mal panische Angst davor hatte, obdachlos zu werden, habe ich euch in diesem sehr persönlichen Beitrag “Und plötzlich war er weg der Boden unter meinen Füßen …” geschrieben)
  • dass ich in einem Land lebe, in dem ich sein kann wie ich bin und meine Meinung frei äußern kann
  • dass ich mein Studium neben dem Beruf durchgezogen habe (und das sah nicht immer danach aus) und es schon vor dem Abschluss geklappt hat, in den HR-Bereich zu wechseln
  • … ich noch dazu eine wunderbare Chefin habe, die Respekt und Wertschätzung sehr groß schreibt und mich gestalten lässt, mich eigenständig denken und entscheiden lässt 
  • ich in meiner Wahlheimat Berlin lebe und mir mit 19 diesen Traum erfüllt (und es noch immer nicht bereut) habe
  • ich mir die Träume erfüllen kann, nach denen mir ist – und das sind keine Karibikkreuzfahrten oder teure Autos (die brauche und will ich nämlich nicht)
  • für die tolle Musik, die mir über Spotify Tag und Nacht (halt immer dann wenn ich will) entgegenträllert und ich automatisch gute Laune habe 
  • … ich mir mein Leben einfach so gestalten kann, wie es mir gefällt.

Wenn die Sonne scheint, bin ich glücklich.

Ich bin super dankbar dafür, wenn die Sonne scheint. So wie jetzt gerade … während ich diese Zeilen hier schreibe, scheint sie durch das Fenster, kitzelt meine Nase und bringt mich zum Lächeln. Wisst ihr, worauf ich hinaus möchte? Es sind doch oft die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich und zufrieden machen. Keine großen Autos, keine teuren Sachen … das Zwischenmenschliche, die Sonne … gute Musik (die natürlich jeder für sich selbst definiert).

Wann seid ihr das letzte Mal in die Luft gesprungen?

Schiebt diese dauerhaften negativen Gedanken beiseite – sie stören einfach nur. Wacht morgens auf, lasst euch überraschen was der Tag euch bringt. Bringt euch aber selbst auch mit ein … lächelt eure Mitmenschen an, wünscht ihnen einen guten Morgen, guten Tag … was auch immer. Lächelt der Sonne entgegen, wenn sie an eurer Nasenspitze kitzelt.

Überlegt euch, wofür ihr heute dankbar seid. Das sind Kleinigkeiten, sie bringen euch aber zum Lächeln und zum Nachdenken, ob euch der Miesepeter tatsächlich gut steht.

Ich bin heute dankbar dafür, dass ich

  • mich aufraffen konnte aufzustehen – das war nämlich nicht so einfach. Ich bin seit 02:30 Uhr wach und konnte nicht mehr einschlafen. Als der Wecker um 05:30 Uhr klingelte, war ich total erschlagen und habe gedanklich ganz oft am Gänseblümchen gezupft, ob ich aufstehe oder nicht …
  • nach dem Aufstehen ins Fitnessstudio zum Schwimmen gedüst bin
  • jetzt von der Sonne verwöhnt und gekitzelt werde.

Das sind tatsächlich nur 3 kleine profane Sachen, doch sie zeigen mir, wofür ich wirklich dankbar sein kann. Sie bringen mich zum Lächeln, wenn ich darüber schreibe und nachdenke.

Probiert es mal aus – ab heute täglich diese einfache Frage: Wofür bin ich heute dankbar?! Und wenn ihr seht, wie gut es euch geht, was euch täglich für schöne Dinge passieren, dann wird das “muss ja” auch bald aus eurem Sprachgebrauch verschwunden sein. 🙂

PS: Wann seid ihr das letzte Mal in der Luft rumgesprungen? Die Bilder sind mit der coolsten Ma der Welt (nämlich meiner 😉 ) entstanden und es hat verdammt viel Spaß gemacht. Probiert es doch einfach mal aus. Schnuten ziehen sorgt übrigens auch immer für gute Laune. 🙂

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