Standfoto "Honig im Kopf"

Bildquelle: Filmstarts

Kurz vor Silvester habe ich mir “Honig im Kopf” im Kino angesehen. Ich wusste im Vorfeld, dass es hier um das Thema Alzheimer geht. Mehr hatte ich mir dazu nicht angesehen … sprich, den Trailer oder ähnliches. Ich habe nur kurz ein paar Zeilen irgendwo aufgeschnappt, dass es sowohl für Til Schweiger als auch für Dieter (alias Didi) Hallvervordern sehr schwer war, diesen Film zu drehen. Gerade Didi Hallvervorden, bereits 79, der sonst eher lustige Rollen spielt, musste sich in dieses schwierige Thema auch erst einmal hineinfinden.

Beim Stern habe ich nun gelesen, dass Dieter Hallervorden zur Vorbereitung auf den Film für eine Woche in eine Demenz- WG gezogen ist.

Der Aufenthalt ließ ihn noch einmal zweifeln: “Ich habe überlegt, ob ich die Rolle wieder abgebe. Es ist so deprimierend, Menschen zu erleben, die körperlich fit sind, am Leben aber nur noch unterschiedlich teilnehmen, je nach Tagesform. Aber es war bewegend zu sehen, wie sehr diese Menschen noch empfinden, wenn sich jemand für sie interessiert. Was eine kleine Berührung, ein kleines Streicheln ausmachen.” Quelle: stern.de

Am Set soll es nicht immer rosig gewesen sein. Zwei Alpha-Tiere, die aufeinander treffen, das ist nicht immer einfach.

Aber worum geht es nun in dem Film?

Dass der 70-jährige Amandus (Dieter Hallervorden) auf der Beerdigung seiner Margarete ziemlich wirres Zeug redet – verständlich. Doch als er seine verstorbene Frau bei der Polizei als vermisst meldet, ist die Familie alarmiert. Amandus hat Alzheimer und lebt in einem Chaos, in dem man ihn nicht länger sich selbst überlassen kann. Niko (Til Schweiger) besteht darauf, dass sein Papa bei ihm und seiner Frau einzieht. Für seine penible Frau Sarah (Jeanette Hain) eine Zumutung. Der unberechenbare alte Herr nervt natürlich und ist eine zusätzliche Belastung für ihre ohnehin schon angeschlagene Ehe. Nur die elfjährige Tilda (Emma Schweiger) kommt toll mit Opa zurecht, der nach seinen ganz eigenen Regeln “Mensch ärgere Dich nicht” spielt und sich wie ein großes Kind aufführt. Als Amandus (ziemlich buchstäblich) das schicke Sommerfest sprengt und die Familie nicht nur in peinliche, sondern brandgefährliche Situationen bringt, sieht Niko keinen anderen Ausweg mehr. Amandus muss in ein Pflegeheim. Das lässt Tilda nicht zu: Sie entführt ihren Opa auf eine Reise bis nach Venedig, wo er Oma vor vierzig Jahren den Antrag gemacht hat.

Viele mögen Til Schweiger und seine Filme nicht. Ich gucke sie sehr gerne. Manchmal sind sie ohne viel Tiefe, dafür trotzdem schön … gut anzuschauen, mal raus aus dem Alltag und die Filmmusik ist immer der Knaller. So zumindest nach meiner Sicht.

Honig im Kopf_3

Bildquelle: Filmstarts

Dieser Film hier ist allerdings anders. Klar, er hat immer noch den Witz, den Schweiger sehr gerne in seine Filme bringt – manchmal sehr platt, aber trotzdem oft zum Schmunzeln. Aber es ist ein sehr ernstes, sehr wichtiges Thema, mit dem er sich hier auseinander setzt. Hier geht es um einen alten, kranken Mann, seinem Sohn, der zu viel arbeitet, einer Schwiegertochter, die es ebenso hält und einer kleinen süßen Enkelin, die alles dafür tun will, dass es ihrem Opa gut geht. Es geht um Annäherung, die Erkenntnis, dass der einst so starke Vater nun so krank ist, so “verfällt” und wie die Familie damit umgehen kann.

In Deutschland leben ca. 1,4 MILLIARDEN Menschen mit Alzheimer. Was für eine Zahl! Diese Krankheit verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern  natürlich auch das komplette Leben der Angehörigen, Freunde und allen nahestehenden Menschen. Alzheimer ist leider nicht heilbar.

Der Film bringt dieses ernsthafte Thema sehr gut rüber. Gewürzt mit viel Humor und tollen Szenen finde ich ihn sehr gelungen. Bei mir sind viele Tränchen gekullert – aber genauso viel habe ich auch gelacht. Also eine sehr gute Mischung. Und auch mein Süßer hat neben mir immer mal wieder geschnieft. Was er natürlich später nicht zugegeben hat … er hat einfach nur schlecht Luft bekommen. Ist klar, oder?

Und ich frage mich, wie ich damit umgehen würde, wenn meine Mutter oder mein Vater Alzheimer hätten. Ich weiß es nicht! Und ich hoffe, dass mir diese Erfahrung erspart bleibt.

Viel Humor hat für mich übrigens auch Katharina Thalbach in diese Rolle gebracht. Diese Stimme und ihre Art! Wahnsinn! Ich habe sie mal im Theater gesehen und dort schätzen und lieben gelernt. Aber auch Jan Josef Liefers ist immer wieder toll anzusehen, und nicht nur, wenn er mit Axel Prahl zusammen im Tatort Münster spielt (auch ein unverwechselbares Duo!!!). Auch Samuel Koch hat eine kleine Rolle abbekommen. Vielleicht gibt es ja demnächst mehr von ihm zu sehen? Wer weiß das schon so genau 😉

Übrigens finde ich die Beschreibung “Honig im Kopf” für das Thema Alzheimer, wenn man plötzlich alles vergisst, sehr gelungen. Wenn plötzlich alles verklebt … damit kann jeder etwas anfangen, oder?

Ich kann euch nur empfehlen: schaut euch diesen Film an. Es lohnt sich. Und somit vergebe ich fünf von meinen fünf Mohnblümchen.

Mohnblumen_fünf

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